Das integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Teltow

Die Stadt Teltow hat 2009/2010 ein integriertes Klimaschutzkonzept erarbeiten lassen. Dieses Vorhaben basiert auf einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 27. August 2008. Dieser wurde wie folgt gefasst:

„Die Stadt Teltow setzt sich im Rahmen des kommunalen Klimaschutzes zum Ziel, die gesamten CO2-Emissionen in Teltow bis 2020 gegenüber 2005 um 20% und danach weiter zu reduzieren. Langfristiges Ziel ist es, eine weitreichende Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen sowohl Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz ergriffen als auch der Anteil erneuerbarer Energien an der Energiebereitstellung deutlich erhöht werden. Die zur Zielerreichung notwendigen und möglichen Maßnahmen sollen im Rahmen eines lokalen Klimaschutzkonzepts erarbeitet werden“. (SVV-Beschluss-Nr. 04/49/2008 vom 27.08.08)

Diese Selbstverpflichtung wurde durch den Beitritt der Stadt in den europäischen Konvent der Bürgermeister („Covenant of Mayors“) im September 2009 verstärkt. Hierbei verpflichten sich die Bürgermeister/innen (derzeit über 1.700 Städte in der EU), bei der Reduzierung der CO2- Emissionen durch eine Steigerung der Energieeffizienz und eine umweltfreundlichere Energiegewinnung und -nutzung über die energiepolitischen Ziele der Europäischen Union hinauszugehen.

 

Die Datenfortschreibung zum Integrierten Klimaschutzkonzept 2010 kann hier eingesehen werden.

Ziele des Konzeptes

Das erstellte integrierte Klimaschutzkonzept zielt darauf ab, den Klimaschutz und die Energieeinsparung in den kommunalen Umweltschutz und alle relevanten Entscheidungsprozesse zu integrieren sowie konkrete Maßnahmen zur Erreichung der beschlossenen Klimaschutzziele zu benennen. Die Stadt Teltow will damit ihren Teil dazu beitragen, dass die von Deutschland eingegangenen internationalen Minderungsverpflichtungen im Klimaschutz (40% Minderung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020) auch erreicht werden können. Das Klimaschutzkonzept wurde vom Ingenieurbüro für neue Energien (Teltow) unter Begleitung einer von der Stadt initiierten Steuerungsgruppe in sechs Sitzungen erarbeitet. Am 10. Mai 2010 wurde die Öffentlichkeit im Rahmen einer Vorstellung und Diskussion im Rathaus beteiligt. Parallel wurde es im Umwelt- und Energieausschuss sowie Hauptausschuss beraten und am 19. Mai 2010 von den Stadtverordneten beschlossen.

Inhalte und Betrachtungsweise

Das erarbeitete integrierte Klimaschutzkonzept betrachtet alle energieverbrauchsrelevanten Bereiche in Teltow. Dazu gehören neben den kommunalen Liegenschaften die privaten Haushalte, Gewerbe und Industrie sowie Verkehr. Die Energie- und CO2-Emissionsbilanz zeigt, dass der direkte gesamte Energiebedarf Teltows für Wärme, Strom und Mobilität  Emissionen von rund 100.000 Tonnen CO2 im Jahr verursacht. Pro Kopf sind es etwa 5 Tonnen CO2 (darin nicht enthalten sind die pro Kopf-CO2-Emissionen aus dem Kauf von Nahrungsmitteln, Produkten/Dienstleistungen, Reisen und Energieverbrauch außerhalb der Stadtgrenzen Teltows). Das bedeutet, bis zum Jahr 2020 sind zum Erreichen des gesetzten Teltower Klimaschutzziels rund 20.000 Tonnen CO2 zu vermeiden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird dies nicht ohne gezielte (Unterstützungs)Maßnahmen und Rahmensetzungen der Stadt geschehen, denn Teltows Bevölkerung wächst nach Prognosen voraussichtlich bis zum Jahr 2020 noch um ca. 3.000 Personen. Bis zum Jahr 2030 wird sodann noch einmal  der gleiche Bevölkerungszuwachs erwartet.

Die Grafik zeigt nun die bisherige und erwartete Entwicklung der direkten CO2-Emissionen Teltows ohne gezielte Senkungsmaßnahmen. Dabei dominieren der Raumwärme- und Strombereich, während der Binnenverkehr vergleichsweise geringe CO2-Emissionen beiträgt.

Eine Reduktion der CO2-Emissionen stellt eine erhebliche Herausforderung dar, da diese vor allem von den Bürgern und dem Gewerbe/Industrie in Teltow erbracht werden kann. Auf deren Verhalten hat die Stadtverwaltung aber keinen unmittelbaren Einfluss. Diese will aber weiter mit gutem Beispiel vorangehen, die Bürger beraten und durch entsprechende Rahmengestaltung vor allem in der Bauleitplanung die gewünschte Entwicklung befördern.

Die besondere Situation Teltows nach der Wende 1990 hat dazu geführt, dass seitdem große Investitionen getätigt wurden, die bereits zu einer erheblichen Energieeinsparung und CO2-Minderung geführt haben. So wurden viele städtische und private Gebäude energetisch saniert bzw. neu gebaut. Die Hälfte aller Gebäude wurde erst nach 1990 errichtet und entspricht bereits guten Wärmedämmstandards. Etwa 2/3 der Teltower Wohnungen werden dazu mit Fernwärme beheizt, die zum überwiegenden Teil seit 2008 klimaschonend aus Altholz und Biogas erzeugt wird. Im Teltower Binnenverkehr werden schon ca. 50% aller Wege umweltfreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. Dennoch gibt es noch große Potentiale, z.B. beim Nutzerverhalten (Energieeinsparung) und bei der verstärkten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien im Teltower Stadtgebiet. Hier wird bereits durch mindestens 60 Photovoltaikanlagen auf Teltower Dächern (u.a. die Bürgersolaranlage auf dem Familienzentrum in der Potsdamer Str.) emissionsfrei Strom erzeugt. Hinzu kam Anfang 2010 ein Biogas-Blockheizkraftwerk der Fernwärme Teltow. Beides zusammen gerechnet, werden damit etwa 6-7 Prozent des Teltower Strombedarfs von rund 80 Mio. kWh erzeugt. Dies liegt aber noch deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt, wonach im Jahr 2009 rund 16% des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt wurden.

Maßnahmen und Prognosen

Um das Ziel einer 20-prozentigen CO2-Emissionsminderung in Teltow bis zum Jahr 2020 zu realisieren, wurden eine Reihe von Schlüsselmaßnahmen erarbeitet und beschlossen, auf welche die Stadtverwaltung direkten Einfluss hat:

  • Aufbau eines Energie-/Klimaschutzmanagements innerhalb der Stadtverwaltung.
  • Angebot einer örtlichen Energieberatung für die Bürger in Teltow (und Kleinmachnow, Stahnsdorf).
  • Erarbeitung kommunaler Beschaffungsrichtlinien mit energetischen und klimaschutzrelevanten Kriterien.
  • Künftig Beschaffung energieeffizienter und klimaschonender Fahrzeuge (Stadtverwaltung).
  • Neubau oder Sanierung von kommunalen Gebäuden vorrangig im Passivhausstandard.
  • Weitere Optimierung der Straßenbeleuchtung und Einsatz von LED-Leuchten.
  • Klimaschutzkriterien in der Bauleitplanung und Bebauungsplänen verstärken.
  • Klimaschutzkriterien in der Verkehrsplanung verstärken.
  • Politische und administrative Unterstützung, um einen Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien am Teltower Stromverbrauch von über 60% bis zum Jahr 2020 zu erreichen (Flächenausweisungen für Freiflächen-Photovoltaik und Windkraft).

Viele dieser städtischen Maßnahmen haben großen Vorbildcharakter, können selbst aber nur kleine Minderungsbeiträge leisten. Das neben der Energieeinsparung das bedeutsamste, vor allem auch wirtschaftlich erschließbare CO2-Minderungspotenzial für Teltow besteht in der verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung, da hierdurch dreimal soviel CO2-Emissionen vermieden werden können, wie beim Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich (z.B. Holzverbrennung, Wärmepumpen). Auf den Dächern von Teltower Häusern, Hallen und Freiflächen gäbe es ausreichende Potenziale, um vorsichtig geschätzt mehr als 60% des Teltower Stromverbrauchs vor Ort zu erzeugen. Dafür braucht es primär investitionsbereite Eigentümer, für manche Projekte auch eine politische Unterstützung, damit interessierte Investoren tatsächlich aktiv werden können. Denn die Stromerzeugung ist eine gewerblich Tätigkeit, die von der kommunalen Wirtschaftsförderung gezielt befördert werden kann, da sie mittelfristig die Gewerbesteuereinnahmen erhöht.

Durch Erschließung dieses Potenzials könnten bis zum Jahr 2020 die CO2-Emissionen - trotz eines Zuwachses bei Bevölkerung und Beschäftigten – um rund 40% gesenkt werden, wie die Grafik zeigt.

Das erarbeitete Konzept stellt einen ersten und wichtigen Schritt für den Klimaschutz und Energieeinsparung dar: Noch wichtiger wird die kommende Umsetzung der Maßnahmenvorschläge, welches Engagement und Unterstützung nicht nur von Seiten der Stadtverordneten und -verwaltung, sondern von den Bürgern und Unternehmen Teltows bedarf. Leuchtturmprojekte, nachahmenswerte Beispiele und zigfache „Kleinprojekte“ sind hierbei zielführend.

Die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts wurde im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums zu 80% aus dem Förderprogramm für Kommunen und soziale Einrichtungen gefördert. Die Stadt hat den offiziellen Förderbescheid dazu im März 2009 erhalten.

Der Gesamtbericht zum integrierten Klimaschutzkonzept kann im unteren Bereich dieser Seite als PDF heruntergeladen werden.

Den Endbericht zum Klimaschutzkonzept finden Sie hier.

Links

  • Datenbank zu Förderprogrammen von Bund, Ländern und Kommunen für Investitionen in Energieeinsparung und Klimaschutz: www.energiefoerderung.info
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