Teltow trauert um Hans-Jürgen Brauer

Der Teltower Maler Hans-Jürgen Brauer (1941-2022) ist nach langer Krankheit am 16. Februar gestorben. Die Nachricht vom Tod des Künstlers und engagierten Bürgers hat in der ganzen Stadt tiefe Trauer ausgelöst. Insbesondere seiner Frau Ina Brauer gilt das allseitige Mitgefühl für den Verlust ihres geliebten Ehemanns.

Hans-Jürgen Brauer (1941-2022), fotografiert von Dirk Pagels im Jahr 2021

Hans-Jürgen Brauer, Selbstbildnis, 2017

Hans-Jürgen Brauer, Serge Le Bret und Alain Gamper (v.l.) feiern die Partnerschaft zwischen Teltow und Gonfreville l’Orcher

Ina Brauer und Bürgermeister Thomas Schmidt nehmen Hans-Jürgen Brauer nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Teltow im August 2021 in die Mitte.

Chronist Teltows: Hans-Jürgen Brauer prangert die „Abrisszone“ Teltower Altstadt im Jahr 1985 an.

2003 verewigt Hans-Jürgen Brauer die Stadt in seinem Bild „Teltow im Winter“

Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt würdigt Hans-Jürgen Brauer als einen Künstler und Bürger, „der in den vergangenen Jahrzehnten nicht aus der Stadt wegzudenken war“. Mit seinem Engagement als Kursleiter in der Jugendkunstschule seit den 1990er Jahren und seiner unermüdlichen Arbeit im Partnerschaftsverein „Teltow ohne Grenzen“, habe er Menschen aller Generationen über die Sprache der Kunst zusammengebracht. „Hans-Jürgen Brauer war aber insbesondere als Maler ein wahrer Chronist unserer Stadt. Er hat Bleibendes geschaffen. Ich bin unendlich traurig, dass uns seine Stimme und sein Engagement in Zukunft fehlen werden“, so Bürgermeister Thomas Schmidt. „Dass sich die Stadt im August 2021 anlässlich seines 80. Geburtstags mit dem Eintrag ins Goldene Buch bei Hans-Jürgen Brauer für seine Lebensleistung bedanken konnte, macht uns stolz. Er hat sich damit für immer ins Gedächtnis der Stadt eingeprägt.“

Trauer herrscht auch im Verein „Teltow ohne Grenzen“. „Als wir erfuhren, dass Hans-Jürgen Brauer von uns gegangen ist, waren wir zutiefst erschüttert, fassungslos und bestürzt“, sagt Alain Gamper, Vorsitzender des Vereins. „Für uns war er nicht nur der Maler Hans-Jürgen. Vielmehr hatten wir das Glück, ihn bereits als Gründungsmitglied unseres Vereins an unserer Seite zu haben. Er war 20 Jahre lang einer der Motoren der Beziehungen zwischen Teltow und seinen Partnerstädten“, so Alain Gamper. „Hans-Jürgen lebte für seine Kunst, aber auch für seine Schüler und für seinen Verein. Seine herzliche und liebevolle Art wird uns immer in Erinnerung bleiben und uns fehlen.“

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sollen an dieser Stelle einige Stationen im reichhaltigen Leben von Hans-Jürgen Brauer benannt werden:
Hans-Jürgen Brauer, der 1941 in Elsterwerda geboren wurde, machte sein Abitur an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät für Bildende Kunst in Dresden. Noch bevor er 1963 an der Humboldt-Universität zu Berlin sein Pädagogik-Studium der Bildenden Kunst und der Geschichte aufnahm, arbeitete er für zwei Jahre als Maschinenbauer in Weimar und als Schmelzer im Stahlwerk Brandenburg/Havel. Der Eintritt in den Schuldienst 1967 brachte ihn in die Region Teltow. Hier war er bis 2004 an den Schulen (POS Lehnin, POS Teltow und EOS Kleinmachnow/Weinberg-Gymnasium Kleinmachnow) tätig und wurde ein reges Mitglied der regionalen Kunst- und Kulturszene.

In Teltow faszinierte ihn besonders die Altstadt, deren fortwährenden Verfall zu DDR-Zeiten und deren Wiederaufbau in den Nachwendejahren er in vielen Bildern festhielt. Die Malerei Brauers war beeinflusst von den Künstlern Max Pechstein, Oskar Kokoschka und Emil Nolde, aber auch von Vincent van Gogh, Henri Matisse oder Paul Cézanne. Nachdem die Portraitmalerei über viele Jahre einen großen Stellenwert in seinem Schaffen einnahm, griff er zur Wendezeit auch zunehmend politische Themen in seinen Werken auf. In diesen Jahren spiegeln sich in seinen Bildern die historischen Entwicklungen wider, sei es die Dresdner Frauenkirche als symbolträchtige Ruine des 20. Jahrhunderts oder das Stasi-Untersuchungsgefängnis in Potsdam. Seine Bilder wurden in Personal- und Gruppenausstellungen in vielen Ländern Europas ausgestellt.

Anfang der 1990er Jahre wurde er Gründungsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins „Teltow ohne Grenzen“, in dem er zusammen mit seiner Frau Ina bis zuletzt ein aktives Mitglied war. Nach der Gründung der Teltower Jugendkunstschule im Jahr 1992 leitete er bis zum Sommer 2021 mehrere Malkurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Als Kursleiter wurde er von den Kindern geliebt, die teilweise über viele Jahre dabeiblieben, und von den erwachsenen Schülern sehr geschätzt. Sichtbarstes Ergebnis der Arbeit der Jugendkunstschule ist das in Zusammenarbeit mehrerer Kurse entstandene Giebel-Wandbild an einem Wohnblock an der Mahlower Straße.

Im Rahmen einer Jubiläumsausstellung zu seinem 80. Geburtstag im August 2021 mit dem Titel „Rückblicke“ wurde Hans-Jürgen Brauer bei der feierlichen Eröffnung im Stubenrauchsaal als Kursleiter und Wegbegleiter der Jugendkunstschule verabschiedet und mit dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Teltow für seine Verdienste um das kulturelle Leben in Teltow geehrt.

In der Jubiläumsbroschüre zum 80. Geburtstag von Hans-Jürgen Brauer, die den Titel „Mein Teltow“ trägt, schreibt sein langjähriger Freund und Wegbegleiter Eberhard Derlig:

„Hans-Jürgen Brauer lässt uns in seinen Bildern an der Entwicklung Teltows in den letzten fünf Jahrzehnten teilhaben. Seine Liebe zur Stadt dokumentiert er in einer Vielzahl von Gemälden und Grafiken. Er offenbart uns eine Stadt im Wandel der Zeiten. Hans-Jürgen Brauer vermittelt dem Betrachter Momente der Ruhe, aber auch des Augenblicks, expressiv, dynamisch, farbintensiv. Seine besondere Liebe gehört der Teltower Altstadt. Er dokumentiert ihren Zerfall in den Jahren vor der Wende und ihre Wiedergeburt in den Jahren danach. Er wird mit seinen Werken zum Chronisten dieses einzigartigen Kleinods im Land Brandenburg. Seit fast 20 Jahren lehrt Hans-Jürgen Brauer an der Jugendkunstschule Teltow. Er ist Gründungsmitglied des Vereins „Teltow ohne Grenzen“. Er gestaltete Pleinairs in den Teltower Partnerstädten Gronfreville, Ahlen und Zagan. Ein von der Jugendkunstschule für Gonfreville künstlerisch gestaltetes „Mauerteil“ trägt seine Handschrift. HJB hat 50 Jahre Teltower Stadtgeschichte mitgeschrieben. Mit seinen Werken zeigt er uns, dass Malerei mehr ist, als Farbe auf die Leinwand zu bringen. Er begeistert den Betrachter mit einer Sprache, für die es keine Worte braucht – die Malerei. Dafür unseren herzlichen Dank.“

 

Suchen & Finden
Suchen:
Kontakt Öffnungszeiten News RSS Feed
Schriftgrösse + -
Kontrast