"Gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit, unabhängig vom Geschlecht, ist leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. Während Männer ab dem 1. Januar voll bezahlt werden, arbeiten Frauen bis zum heutigen Tag quasi „zum Nulltarif“.", betont Janin Färber, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.
Daraus ergibt sich in Deutschland ein Gender Pay Gap (geschlechterspezifischer Entgeltunterschied) von 18 Prozent. Was kann jede und jeder tun, um das Ziel „gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit“, also eine diskriminierungsfreie Entgeltstruktur für Frauen und Männern, zu erreichen?
"Das eigentliche Problem steckt leider immer noch in vielen Köpfen und es muss an mehreren Schrauben gedreht werden, um den Gender Pay Gap zu schließen. So lange wir an traditionellen Rollenbildern festhalten wird dieses kaum möglich sein. Darüber hinaus sind Transparenz und Flexibilität in den Arbeitsstrukturen ein weiterer Schritt zum Erfolg, es gehören zudem mehr Frauen in Entscheidungspositionen und es ist auch Mut erforderlich! Mut, gerechte Forderungen zu stellen, Ungleichheiten aufzudecken. Mut, Verantwortung zu übernehmen, sich nicht in den Rollenklischees zu sehen und für sich die richtigen und gerechten Forderungen zu stellen.", erläutere die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Teltow.
Durch die Corona-Krise wurde die Digitalisierung am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt gerückt, sie birgt Chancen aber auch Risiken und bringt große Veränderungen mit sich, die auch Auswirkungen auf die Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt und auf die Lohngerechtigkeit haben können. Daher steht der diesjährige Equal Pay Day unter dem Motto „Equal pay 4.0 – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt“.
Symbolisch markiert der Equal Pay Day den geschlechterspezifischen Entgeltunterschied (Gender Pay Gap), der aktuell in Deutschland 18 Prozent beträgt. Umgerechnet ergeben sich daraus 65,7 Tage, die Frauen zum Jahresanfang unentgeltlich arbeiten müssen. Deutschland gehört damit europaweit mit zu den Schlusslichtern (i. Vgl. europaweit liegt der Gender Pay Gap bei 14,1 Prozent).
In diesem Jahre fällt der Equal Pay Day auf den 7. März, somit hat sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen im Vergleich zum Jahr 2021 um drei unbezahlte Tage verringert. Leider gibt es keine statistischen Daten zur Kurzarbeit in der Corona-Krise, die den Gender Pay Gap beeinflusst haben kann.
Frauen verdienten in 2020 im Durchschnitt 18,62 Euro pro Stunde, 4,16 Euro pro Stunde weniger als Männer (22,78 Euro).
In den vergangenen Jahren verringert sich der Gender Pay Gap nur sehr langsam.
- 2022
Die Lohnlücke beträgt 18 Prozent.
Der Equal Pay Day findet am 7. März 2022 statt. - 2012
Die Lohnlücke beträgt 23 Prozent.
Der Equal Pay Day fand am 23. März 2012 statt.
Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer beziehungsweise Arbeitnehmerinnen miteinander. Strukturbedingte Unterschiede fließen hier mit ein.
Dagegen misst der bereinigte Gender Pay Gap den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Strukturbedingte Faktoren sind hier also weitgehend herausgerechnet.
Die Ursachenvielfalt für dieses Ungleichgewicht ist groß. 71 Prozent der Gründe sind strukturbedingt, beziehen sich also auf den unbereinigten Gender Pay Gap:
- Frauen und Männer arbeiten in unterschiedlichen Branchen und Berufen (horizontale Segration) und/oder in unterschiedlichen Hierarchiestufen und Positionen vertikale Segration).
- Familienbedingte Unterbrechungen: Frauen leisten im Durschnitt ca. 52 Prozent mehr unbezahlte Familien- und Sorgearbeit als Männer, das sind in etwa 1,5 Stunden pro Tag, 547,5 Stunden im Jahr also ca. 23 Tage. Für diese unbezahlte Arbeit reduzieren Frauen ihre Erwerbsarbeit, somit mindern sie sowohl ihre Lohnentwicklung als auch ihre Karrierechancen, was wiederum Einfluss auf die Rente hat.
- Geschlechterstereotype: Berufe, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten (z. B. Pflege oder Erziehung) sind unterbezahlt, gerade in Pandemiezeiten wurde aber umso mehr klar, wie wichtig diese Berufe sind und sollten endlich den Anforderungen gemäß besser bezahlt werden
Beispiel.: Würden Berufe nach Anforderung bezahlt, müsste eine Vorschullehrerin den Verdienst eines Elektroingenieurs erhalten. Schaut man sich dann den realen Bruttoverdienst an, verdient die Vorschullehrerin im Durchschnitt 18 Euro, der Elektroingenieur ca. 30 Euro). - Fehlende Gehaltstransparenz
Die verbleibenden 29 Prozent des Verdienstunterschieds entsprechen dem bereinigten Gender Pay Gap.
Eine faire Aufteilung von unbezahlter Familien- und Sorgearbeit und der Erwerbstätigkeit ist ein wichtiges Ziel. Oftmals fehlende Gehaltstransparenz in Betrieben erschwert das Aufdecken von Lohndiskriminierung. Zusätzlich beeinflussen traditionelle Rollenbilder sowohl Frauen als auch Männer bei der Berufswahl.
Für eine faire Bezahlung muss sich an vielen Stellen etwas ändern. In der Politik wurden in den letzten Jahren einige Gesetze erlassen, die gleiche Bezahlung gleichwertiger Arbeit unterstützen. Einige davon sind:
- Quotengesetz (gleiche Teilhabe von Frauen und Männern in Aufsichtsräten und Führungspositionen)
- Entgelttransparenzgesetz
- Kita-Gesetz und den Anspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen
- Elterngeld, Elterngeld plus
Weitere Informationen zum Equal Pay Day: www.equalpayday.de
EPD-Pressemappe_2022.pdf (equalpayday.de)
Weiterführende Informationen zu den Themen Gleichstellung und Digitalisierung Themenblätter (Geschäftsstelle Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung) (dritter-gleichstellungsbericht.de)