Flucht aus Teltow – Bilder der jüdischen Künstlerin Gertrud Dreyfuss

Zum Gedenken an die Pogromnacht vor nunmehr 80 Jahren werden im Teltower Rathaus ab 9. November Werke von Gertrud Dreyfuss erstmals ausgestellt.

Gertrud Dreyfuss an der Staffelei. Foto: Privatbesitz

Das Zuhause in Teltow-Seehof. Foto: Privatbesitz

Ein Gemälde von Gertrud Dreyfuss. Foto: Privatbesitz

Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 zeigt die Stadt Teltow im Rathaus eine Ausstellung mit Werken der jüdischen Künstlerin Gertrud Dreyfuss, die seit den 1920er- Jahren bis zu ihrer Emigration in Teltow lebte.

Zur Ausstellungseröffnung am Freitag, dem 9. November 2018, ab 17 Uhr im Teltower Stubenrauchsaal im Neuen Rathaus, Am Marktplatz 1-3,  werden Nachkommen der Künstlerin aus den USA und Großbritannien erwartet. Interessierte sind herzlich dazu eingeladen. Grußworte sprechen Bürgermeister Thomas Schmidt und als Vertreter der Familie Bursch-Dreyfuss, Mike Glaser. Die Teltower Historikerin Gabriele Bergner wird über die Ereignisse in Teltow am 9. November 1938 und über das Leben von Gertrud Dreyfuss berichten, die Kunsthistorikerin Birgit Aldenhoff ordnet das künstlerische Werk ein. Anschließend wird die Ausstellung im Bürgermeistergeschoss des Neuen Rathauses feierlich eröffnet.

Die Ausstellung „Flucht aus Teltow – Bilder der jüdischen Künstlerin Gertrud Dreyfuss“ wird im Neuen Rathaus bis zum 31.1.2019 zu sehen sein.

Zum Hintergrund:

 

Gertrud Dreyfuss wurde am 5. März 1885 in Berlin geboren. Ihr Vater, Kaufmann Wilhelm Bursch, kaufte in Teltow in der Max-Sabersky-Allee 4 eine Villa, in der die sechsköpfige Familie zuerst nur im Sommer lebte. Bereits mit 15 Jahren begann Gertrud Bursch, ihre künstlerische Begabung ernst zu nehmen. Sie betrieb Malstudien bei verschiedenen bekannten Malern wie dem Impressionisten Arthur Segal und dem Expressionisten Ludwig Meidner und gewann weitere Impulse und Unterstützung durch ihren Onkel, den Bildhauer Max Landsberg.

Nach ihrer Heirat mit dem Kaufmann Alfred Dreyfuss, der im sogenannten ,,Schöneberg-Haus“ in der Leipziger Straße 94 in Berlin arbeitete, und der Geburt der drei Söhne Fritz, Ernst und Hans zog die Familie zwischen 1920 und 1930 aus Berlin nach Teltow, um dort im bisherigen Sommersitz dauerhaft zu wohnen.

lm März 1933 wurde Alfred Dreyfuss in Teltow verhaftet, in das Zellengefängnis Lehrter Straße in Moabit überführt und schließlich wieder freigelassen. Als erste Mitglieder der Familie emigrierten die Söhne Fritz nach England und Ernst über England im Sommer 1938 nach USA. Unmittelbar nach der Pogromnacht 1938 trafen auch die Eltern der beiden in Teltow-Seehof Vorbereitungen zur Flucht aus Deutschland. Doch noch lange vor ihnen konnte ihr Sohn Hans Deutschland mit einem Kindertransport nach England verlassen.

Alfred und Gertrud Dreyfuss gelang es erst, am 30. Juni 1940 über Sibirien und Japan in die USA auszureisen. Dort verstarb Alfred Dreyfuss kurz nach seiner Ankunft an den Strapazen der Flucht. Gertrud Dreyfuss heiratete noch einmal und nahm den Namen Gertrude Handsman an. In den USA schuf sie viele weitere Bilder, die sich heute im Familienbesitz befinden. Sie sollen in Teltow das erste Mal in Europa gezeigt werden. Im Jahr 2011 wurden für die Familie Dreyfuss fünf Stolpersteine in Teltow verlegt.

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